Jenny Hval and Håvard Volden aka Lost Girls are back with their second album.
Nach mehr als einem Jahrzehnt gemeinsamer Arbeit veröffentlichten Jenny Hval und Håvard Volden 2021 ihr erstes Album unter dem Namen Lost Girls: "Menneskekollektivet". Das zweite Album des Duos heißt "Selvutsletter". Wie sein Vorgänger ist der Albumtitel ein erfundenes norwegisches Wort, ein Wort, das beinahe existiert. Die bandeigene Übersetzung von "Selvutsletter" lautet "Selbstauslöscher": Jemand, der versucht, sich selbst auszulöschen. Jemand, der sich selbst entrümpelt. Der einen Exorzismus durchführt. Oder vielleicht einfach nur älter wird und sich weniger für sein eigenes gegenwärtiges Ich interessiert. Im Jahr 2022 wurden Lost Girls für ein Konzert im Les Subsistances in Lyon gebucht, bei dem auch einige norwegische Künstlergruppen ihre Stücke aufführten. Die Band beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, um komplett neues Material zu kreieren und es als ein zusammenhängendes Stück zu betrachten. Während Volden Beats und wilde Gitarrenakkorde kreierte, strukturierte Hval die Parts um, schuf Melodien, Worte und fügte weitere Klänge hinzu. So begannen sie, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und kürzere, prägnantere und melodischere Songs zu schreiben als auf ihrem Debütalbum "Menneskekollektivet". Als sich das Material entwickelte, begannen die Worte, die bereits in den Akkorden, Gitarrensounds und Rhythmen eingebettet waren, herumzutanzen. Texte über Städte nach Einbruch der Dunkelheit, Musikrituale und Bandpraktiken der 90er Jahre und die Anfänge des Internets nahmen Gestalt an. Dies waren Hvals eigene Erinnerungen an ihre Heimatstadt und ihre Besessenheit, Musik zu schaffen, um sie hinter sich zu lassen oder sie sogar in Brand zu setzen. In diesem Sinne verfolgt "Selvutsletter" die Schritte von Hval und Volden zurück, dahin wie es sich anfühlte, Musik zu entdecken, die intensive körperliche und gemeinschaftliche Erfahrung, etwas zu schaffen. Einige Tracks gehen sogar noch viel weiter zurück, um mögliche vergangene Geschehnisse in norwegischen Städten zu entdecken und verwenden dabei Elemente des unechten Volksgesangs. Während "Menneskekollektivet" Clubbeats erforschte und Strukturen erweiterte und ausprobierte, geht es bei "Selvutsletter" darum, in Erfahrungen zu verschwinden. Es kombiniert die intuitive, nächtliche Stimmung der früheren Arbeiten von Lost Girls mit experimenteller Rockmusik als Gegenstand. Das Ergebnis ist eher abenteuerlich als nostalgisch: Ein feuriger, zweisprachiger Strudel aus Farben, Worten, Vegetation und Elektrizität.