exclusive tracks by some pretty wellknown artists like Gui Boratto, Dusty Kid, Extrawelt, Kreidler, Popof, Khan, Martin Eyerer and many more. Original & exciting concept: Dancefloor heros showing another side of their passion & work. 2 CD Compilation with Noble digipack!
Eine Labelcompilation will zumeist nicht viel mehr als einen Schnappschuss herzeigen vom Sound des gerade aktuellen Künstlerstamms. Einige nennen es Showcase, andere schlichtweg Label-Frühjahrsputz. Auch die dunkelsten Ecken der Schubladen werden ausgemistet, die eine oder andere liegengebliebene Soundskizze abgestaubt und nun doch noch in einen Zustand der okayen Hörbarkeit überführt. Nicht, dass das notwendigerweise schlecht sein muss – in so manchem Papierkorb finden sich die mitunter besseren Ideen wieder. Die Ideen, die es nicht zur Marktreife geschafft haben, weil sie der Clubtauglichkeitsprüfung zum Opfer fielen. Die Ideen, die nicht so gut ins Klangimage passten und die Fans, falls vorhanden, hätten irritieren können – die irgendwie anderen Ideen.
Die „Different“-Compilation, die die Boxer-Crew über Monate hinweg in passgenauer Detailarbeit zusammengestellt hat, erklärt nun diese zufällige Andersartigkeit zum Prinzip. Nicht so sehr die Reste wollte man aufklauben, sondern die Künstler frei agieren lassen, jenseits rigider Floordramaturgien oder spezifischer Erwartungshaltungen. Tag der offenen Tür in den Giftschränken. Alle sollten sich einfach mal so richtig schön locker machen. Mal schauen, was dann passiert. Zum Tagesgeschäft zurückkehren kann man schließlich auch später noch.
Einige Kandidaten dieses Projekts kennen sich mit Freiheit ohnehin gut aus ... Kreidler etwa, die mit ihrem feinsinnig geklöppelten Aquaplaner „Venusia“ alle Register ihres Mikroskop-Funks ziehen. Oder Frank Martiniq bei seiner freien Neu-Interpretation urbaner Mythen, wie etwa intelligenter Autos oder genetisch manipulierter Riesenkrokodile in den Abwässerkanälen der Stadt, das Ganze in Hi-Res-Zeitlupe.
Anderen hört man die ungebändigte Freude am Urlaub vom 4/4-Ich förmlich an: Pig und Dan liefern Charme in Tüten mit ihrem cremig aufgeschäumten Lo-Fi-Pop, Extrawelt setzen ihre Bohrlöcher neu an, Gui Boratto vertont psychotrope Thriller aus den brasilianischen Urwäldern, und Florian Meindl meditiert über spazieren gehende Streicherensembles am Strand. Und doch oder vielleicht gerade deswegen liefern alle Beteiligten so erstklassiges Material ab: kein Musiker, der sich auch nur im Geringsten für elektronische Musik interessiert, kennt ihn nämlich nicht: den Pioniergeist, der einen befällt beim Ausflug in unbekannte Territorien. Wenn das Endergebnis auch noch so kohärent und kurzweilig auftritt wie die „Different“-Compliation, für die Boxer auch außerhalb des eigenen Artist-Stamms nach dem etwas anderen Sound suchte, so dürfte man fast von einem Gesamtkunstwerk sprechen, klänge dies nicht so abgeschlossen. Schließlich möchte man offen bleiben für diesen Moment, wo man ein wenig erstaunt sich selber über die Schulter schaut. Der Moment, wo man einen Schritt zur Seite geht, um die Routine des ewigen Voranschreitens aufzulockern. Der kurze Moment, in dem einfach alles ganz anders aussieht.