Das Album LODA von BELP untersucht eine Verbindung zwischen Jazz und elektronischer Musik, die noch nicht ausreichend bzw. erschoepfend betrieben worden ist. Gehen wir einmal davon aus, dass Elektronische Musik als Musikrichtung langfristig Bestand haben und sich weiterentwickeln wird. Dann stellen wir fest, dass Cross-over Versuche zwischen Jazz und Elektronischer Musik bislang so gut wie nie echte Schnittmengen gebildet haben, sondern Versatzstuecke des Einen im Anderen einsetzten, ohne die beiden zugrundeliegenden Philosophien zu verschmelzen.
Hier ging es jedoch nicht darum, ein Sample, ein Jazz-Saxophon oder ein anderes -jazziges- Element auf einen Track zu kleben, und es -Future Sound of Jazz- zu nennen, noch wollte man in einer analogen Live-Jazz-Jam-Session mal einen Synthesizer anstelle des Gesangs oder eines anderen Melodieinstruments einsetzen. Vielmehr ging es um das Prinzip -Inside-Outside-, der Freiheit im Jazz, mal mit den anderen Instrumenten mitzuspielen, mal dagegen.
Dabei bildet hier der Bass die tragende Rolle, genau wie im Live-Jazz,wo Rhythmik und Harmonie verankert sind. Im zweiten Stueck der B-Seite etwa umspielt der Beat den Bass, anstelle dass der Beat statisch bliebe. Dieses Wechselspiel wurde allerdings programmiert, um den elektronischen Charakter zu behalten. An anderer Stelle treten Bass und Beats gleichberechtigt auf, grooven teils miteinander,bewegen sich aber auch manchmal voneinander weg, um sich dann wieder zu finden (zB Track 1, Seite A).
Diese Dynamik in der Entwicklung der Tracks (oder Fragmente) wurde dennoch nicht Live eingespielt, sondern aufwendig programmiert und arrangiert, um die kristalline Perfektion der elektronischen Musik als Stilelement aufzunehmen. Ausnahme bildet Track 6 auf Seite B, bei dem der Muenchner Jazz-Bassist Sascha Luer den umspielenden Bass im One-Take-Verfahren eingespielt hat.
Möglicher Referenz- und Angelpunkt für die BELPsche Definition des Jazz ist der „Dilettantismus“ eines Sun Ra, der besonders in den beiden letzten Tracks der A Seite zu Geltung kommt, auf der die Tracks definiert anfangen, aber im Laufe der Zeit durch Repetition -zerfallen-. Hier will man die Starre der ueblichen Sequenzer-Programmierung durchbrechen, Perfektion dem Defekten gegenueberstellen, aehnlich wie Sun Ra einen wichtigen Gegenpol zu den geschliffenen Big-Band-Arrangements seiner Zeit formuliert hat, indem er die menschliche Unschaerfe, die bei konstanter Repetition der gleichen Figur unweigerlich entsteht, als wichtiges Stilelement hervorhebt.
Somit ist ein Album entstanden, welches von der Ton-Mischung und den Sounds erstmal ganz offensichtlich elektronisch klingt, aber mit vielen der gaengigen Produktionsmethoden elektronischer Musik bricht und sich Grundprinzipien des Jazz annimmt, ohne dabei mit klischeehaften Jazz-Versatzstuecken in eine Schublade fuer Jazz-Freaks gesteckt werden zu wollen.